zurück zu Fremdprodukten VW Käfer
Mein erstes Auto war – wie kann es anders sein – ein VW Käfer. Es war der VW 1200 Export, Baujahr 1965, den mir mein Vater 1975 übereignet hatte, als er sich einen damals frischen, nagelneuen VW Passat LS mit großer Heckklappe kaufte. Den Käfer hatte er 1966 als "Jahreswagen" von einem Werksangehörigen gekauft und durfte nun nach fast neun Jahren im wesentlichen zufriedenstellenden Dienstes für die Familie ausgemustert werden. Meine Mutter und ich hatten u. a. mit ihm den Führerschein erworben. Was war naheliegender, als ihn mir zu überlassen?

Der in einem kräftigen Grün lackierte Käfer ging in einem Topzustand in mein Eigentum über. Nirgendwo Rost, weil er jedes Jahr mit Öl eingesprüht wurde, wenn es lange trocken gewesen war und dann über die Feldwege der Umgebung gescheucht worden war. Lehmstaub und Öl lassen kein Wasser eindringen. Die beste Konservierung, die es gibt. Nirgendwo Rost. Nur wenn man das heute machen würde und einen Tropfen Öl verliert, verliert man gleich sein Vermögen.

Die "Rennleitung" (= Polizei) konnte sich allerdings nie mit seiner 6-Volt-Elektrik anfreunden, so oft, wie ich angehalten wurde, weil angeblich meine Scheinwerfer ausgefallen seien.

Alltagsbetrieb für meinen VW Käfer war für den größten Teil seines Lebens das Warten. Das traf in den Monaten, in denen er mir gehörte, in ganz besonderem Maße zu. Ich ging zu Fuß zur Arbeitsstelle und verfügte dort über einen Dienstwagen sowie rund vierzig andere fahrbare Untersätze. Warum sollte ich ihn bewegen?

Außerdem: Ein VW Käfer – zumal ein 1200er – war Mitte der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts selbstverständlich nicht das Traumauto eines jungen Mannes. Etwas Schnelleres war schon erstrebenswert. Da kam das Angebot von Audi, der gerade entstehenden Luxus-Marke von VW, über einen modernen Kleinwagen gerade recht. 1,1 Liter Hubraum, 50 PS und nicht einmal 700 kg, das war damals in meiner Erschwinglichkeitsklasse ein Wort.

Aber um den Preis für einen akzeptabel ausgestatteten Audi 50 LS Ende 1975 zusammenkratzen zu können mußte ich meinen Käfer verkaufen. Ich habe der neuen Eigentümerin mit auf den Weg gegeben, daß ich das Auto spätestens in einem Jahr wieder zum gleichen Preis zurückkaufen würde. Da bestand kein Risiko, denn die Wartung des Wagens habe ich persönlich übernommen. Kein halbes Jahr verging, und ich konnte die Wartung und das Sparen einstellen, dann raffte ein Crash "meinen" Käfer dahin. Die Bodengruppe verzogen, die halbe Karosserie irreparabel verbeult, Fenster kaputt, Rücksitzbank unbrauchbar und selbst einige Aggregate am Motor waren in Mitleidenschaft gezogen worden.

Das ist die Geschichte meines Käfers, der heute noch bei mir in der Halle stehen würde, wenn, tja wenn ... Denn die TÜV-Prüfer waren jedes Mal verblüfft: "Überhaupt kein Rost unten drunter! Das habe ich noch nie erlebt."